Ich weiß gar nicht mehr genau, wann ich es das erste Mal bewusst ausprobiert habe. Ich weiß aber noch genau, wie sehr ich lange Zeit davon überzeugt war, dass ich nicht meditieren "kann". Spätestens mit der Einführung in die TM (Transzendentale Meditation) im Rahmen meiner Yogalehrerinnen-Ausbildung 2016 war das für mich total klar. 20 Minuten sitzen und innerlich ein Mantra wiederholen? Darin soll Stille zu finden sein? In mir war nur Ungeduld und Frustration, bis ich mich innerlich mit dem Mantra nur noch anbrüllte. Irgendwann gab ich mir die Erlaubnis, dass ich das auch nicht machen muss. Dass ich mich nicht quälen muss bei dem Versuch, zu meditieren. Sollten andere damit glücklich werden. Für mich war das nichts.
Ich fand meine Momente der Ruhe also zunächst im Yoga als Körpermeditation. Meditation in Bewegung. Konzentration auf das, was ich da mache und wie sich das anfühlt. Und das ist meines Erachtens eine genauso wertvolle Erfahrung und Herangehensweise. Aber so richtig ließ mich das mit der Meditation dann doch nicht los.
Ich probierte geführte Meditationen. Atemmeditationen. Aber egal was ich versuchte, meine Gedanken wollten nicht wirklich still werden. Und ich wurde innerlich immer unfreundlicher zu mir: "Warum kriegst du das denn nicht hin? Mit dir stimmt doch was nicht!" Ich kämpfte gegen jeden Gedanken, der mir in den Kopf schoss. Wollte jeden einzelnen weg haben. Widerstand pur.
Irgendwann switchte etwas in mir. Weil ich feststellte: Ich muss nicht aufhören zu denken, damit es in mir still ist. Auch wenn ich es bis dahin schon tausendmal gehört hatte, verstand ich, was damit gemeint ist, zur Beobachterin zu werden. Abstand zu gewinnen. Es in mir denken zu lassen und trotzdem ruhig zu sein. So als würde unter meinem Denken eine Unendlichkeit der Stille liegen. Vielleicht kennst du das Bild davon, dass Gedanken die unruhigen Wellen an der Oberfläche sind, während in der Tiefe, im Ozean, alles ruhig ist.
Mir haben dabei verschiedene innere Bilder geholfen. "Techniken", wenn man so will, auch wenn vieles davon eigentlich eher intuitiv entstanden ist, als ich anfing, die Meditation spielerisch zu betrachten. An eine meiner Meditationen erinnere ich mich dabei noch besonders deutlich: Ich hieß alles willkommen, was mir auffiel. "Geräusche vom Nachbarn: Willkommen!", "Erinnerungen an ein Gespräch mit XY: Willkommen!", "Ungeduld: Willkommen!" und so weiter. Ich übte mich darin, wirklich alles in mir einfach da sein zu lassen. Und irgendwann entstand ein inneres Bild davon, wie sie alle, alle Gedanken, alle Geräusche, alle Empfindungen, alle Gefühle wie an einem Tisch sitzen, eine laute, launige Tischgesellschaft, und ich stehe im Türrahmen, als Gastgeberin, und betrachte die Szenerie lächelnd. Und ein bisschen ist es ja auch so: Wenn man eine große Party schmeißt, gibt es die Momente, wenn Gäste eintreffen und wenn man sich unters Volk mischt, in denen man direkt und intensiv mit ihnen interagiert. Aber es gibt auch diese Momente, wo sich alle einfach miteinander wohlfühlen, sich gegenseitig kennenlernen, gemeinsam lachen, dankbar sind, dass sie da sind und man sich mal für einen Moment zurücknehmen kann. Als dieses innere Bild in mir auftauchte, spürte ich, wie es in mir weit wird und still. Ein wunderschöner Moment.
Diesem Moment sind seitdem viele weitere gefolgt. Genauso viele waren aber auch nicht so wunderschön, weil ich doch wieder mit meiner inneren Unruhe gerungen habe. Aber von Mal zu Mal kann ich besser auch damit einfach sitzenbleiben, es wahrnehmen und anerkennen, dass da eben viel los ist. Und ich weiß: Morgen ist es vielleicht wieder ganz anders.
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