"Ziehe nicht über Los. Ziehe keine 400 Mark ein." So fühlte sich der Mai für mich an.
Nach diesem schillernden April,...
...in dem ich mich so lebendig fühlte, wie seit Jahren nicht, ...in dem ich erfüllt war von Energie, von Freude, von Lust, ...in dem ich Körperlauschen gebar und voll loslegen wollte mit neuen Angeboten,...
...war ich im Mai plötzlich gefühlt wieder da, wo ich seit Jahren feststeckte.
In einer tiefen Erschöpfung. Im Rückzug. Im Selbstzweifel. Darin, mich klein und falsch zu machen.
Davon überzeugt, dass mir ein besseres Leben, ein freudvolleres, energetischeres Leben wohl einfach nicht bestimmt ist.
Resignation.
Glücklicherweise gibt es inzwischen Menschen in meinem Leben (wie die wunderbare Svenja Strohmeier), die mit mir da drin saßen und mich an die Kraft des Körperlauschens erinnerten, während es sich um mich herum einfach nur trostlos anfühlte.
Ich tauchte also in mich hinein. Öffnete mich dafür, nach innen zu gehen und zu lauschen auf das, was mir mein Körper erzählte. Hinzuschauen, was er mir zeigte. Zu fühlen, was es zu fühlen gab. Mich dem Schmerz, den Tränen, der Traurigkeit hinzugeben. Das tat richtig, richtig weh. Und war gleichzeitig so unfassbar heilsam.
Denn mein Körper zeigte mir, dass es ihn gibt, diesen erschöpften, zweifelnden, unsicheren Anteil in mir. Er zeigte mir sogar, wie der aussieht - obwohl ich mir viele Jahre lang erzählt habe, dass ich keinen Zugang zu inneren Bildern habe. Und während ich diesen Teil in mir wahrnehmen und umarmen konnte, konnte ich spüren, dass das eben auch "nur" das ist: ein Teil von mir. Ein wichtiger. Einer, dem ich zuhören und den ich ernst nehmen und endlich lieben darf. Und gleichzeitig bin ich so viel mehr.
Etwas ist ganzer geworden in mir in diesem Prozess. Seitdem ist da neben der Erschöpfung auch Lebendigkeit. Neben dem Schmerz auch Liebe. Neben der Unsicherheit auch Klarheit und Sicherheit, dass ich einen Wert habe. Dass da Sinn liegt in mir und ich etwas zu geben habe.
Die Dinge, die wir uns nicht wirklich anschauen, kommen wieder - das hat mich der Mai gelehrt. Ja, für eine Weile können wir ganz oben auf glitzernden Wellen surfen, können wir uns mit anderen Dingen beschäftigen, können wir uns neu fühlen - doch irgendwann bricht die Welle und es fühlt sich so an, als sei das Hoch nur ein schöner Traum gewesen, der uns am Ende eben doch nicht zusteht.
Doch so ist es nicht. Wir sind beides. Die Welle und das Tal. Beides dürfen wir umarmen. Beidem dürfen wir uns zuwenden. Und beides lässt uns wachsen. Je mehr wir lernen, uns anzunehmen auch mit dem, das sich dunkel und schmerzhaft anfühlt, desto mehr kann das ein Teil von uns werden, der uns stärkt und ganz macht. Desto mehr kann Altes nach und nach heilen. Nur deshalb zeigt es sich (immer und immer) wieder: Weil es heilen möchte.
Dem Körper zu lauschen ist so eine kraftvolle Ressource. Weil er uns die Wahrheit sagt. Er erzählt uns nicht die immer gleichen Geschichten. Er ist roh. Er ist echt. Er findet keine Entschuldigungen - weder für uns noch für das, was uns andere vielleicht angetan haben. Er führt uns zu unseren unverfälschten Gefühlen und lädt uns ein, sie (endlich) zu fühlen. Damit es fließen kann in uns.
Ich wünsche dir, dass du Menschen in deinem Leben hast, die auch im Dunkeln neben dir sitzen. Die dich erinnern an die Kraft, die dir innewohnt. Die dich einladen, in diesen Momenten in deinen Körper zu kommen, statt alles (erneut) über den Kopf lösen zu wollen.
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